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Kommentar: Youtubes GEMA-Propaganda – Bild.de fällt darauf herein

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0c8e038ea1GEMA , Youtube, Urheberrecht – es scheint als brauche es nur diese drei Begriffe, um deutschen Journalisten jedes Gespür für Sorgfalt, Recherche, gar Ethos verlieren zu lassen. Diesmal soll es der Protest auf dem Maidan in Kiew sein, der angeblich dem Urheberrecht in Gestalt der GEMA zum Opfer gefallen ist. Natürlich nicht der Protest an sich, lediglich der Livestream bei Youtube wurde angeblich von der GEMA abgeschaltet. Dieser Eindruck konnte nur all zu leicht entstehen. Die Sperrtafeln, welche Youtube seit einiger Zeit anstelle bestimmter Videos zeigt, geben häufiger an, dieses oder jenes Video sei nicht verfügbar, da die GEMA entsprechende Rechte nicht eingeräumt habe. In der Tat – und so geht es auch aus der eiligen Mitteilung der GEMA von heute hervor – lässt die GEMA keine Videos sperren.

Update: Mittlerweile hat Die GEMA eine einstweilige Verfügung gegen Youtube erwirkt.

Bild.de scheinen diese Fakten nicht zu interessieren, auch ein eiliger Blick ins Urheberrechtswahrnehmungsgesetz hätte selbst einem juristischen Laien unter §11 mitgeteilt, dass die GEMA gar keine Nutzungen untersagen darf. Selbst wenn sich der Nutzer (in diesem Falle Youtube) nicht mit der GEMA auf einen Tarif geeinigt haben sollte, darf er bis zu einer Einigung das gesamte Repertoire der GEMA nutzen. Der Nutzer ist dann nur verpflichtet entsprechende Rücklagen für etwaige Lizenzkosten nach der Einigung zu bilden. Youtubes Sperrtafeln tragen am Ende Unsinn.

Es bleibt also die Frage, warum Youtube die Videos von den Protesten in Kiew nicht zeigen will. Unsere Anfragen bei dem Netzkonzern wurden bislang nicht beantwortet. So bleiben Vermutungen, wie die der GEMA, Youtube wolle die Verwertungsgesellschaft mit seinem Vorgehen unter Druck setzen.

Wer sich in der Urheberrechtsdebatte ein wenig länger aufgehalten hat, erinnert sich eventuell noch an die re:publica 2010, welche ganz im Geiste des arabischen Frühlings auch das Urheberrecht als mutmaßliches Werkzeug diskutierte, mit dem unliebsamer Content aus dem Netz herauszensiert werden könne. Was wir nun beobachten, ist ein Netzkonzern, welcher trotz seines Quasimonopols nicht davor zurückschreckt, hochpolitische Videos für deutsche Nutzer zu sperren, ohne einen besseren Grund dafür haben zu können, als Druck auf eine Verwertungsgesellschaft auszuüben.

Dabei geht es auch nicht um die politische Sache der Protestler auf dem Maidan, es geht um kostenlosen Content für die Contentschleuder Youtube. Es wird der Eindruck erzeugt, die GEMA unterdrücke politische Meinungsäußerung, um ihre monetären Interessen zu wahren. In Wahrheit unterdrückt Youtube seinerseits politische Meinungsäußerung, um PR für seine monetären Interessen machen zu können. Bild.de ist das offenbar entgangen.

Update: Bildblog

Auch dem Bildblog ist aufgefallen, dass bild.de bei dieser Geschichte keine besonders gute Figur gemacht hat.

Update 2: Waschbärs Blog

Welche Auswirkungen, die verzerrte Berichterstattung von bild.de haben kann, lässt sich recht gut daran ablesen, wie unreflektiert diese Meldung von anderen Blogs übernommen wird.

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